Aktuelle Mitteilungen

Wo sprang der heilige Magnus über den Lech?

Der Historische Verein Alt Füssen hat die Woche seines Ortsheiligen Magnus anfangs September dazu genützt, um sich mit der wohl populärsten Episode seiner Legende auseinander zu setzen, mit dem Sprung über den Lech. Dazu traf sich eine kleine Schar Interessierter in der ehemaligen Klosterkirche St. Mang unter dem Fresko mit dem sogenannten Magnustritt. Der Vorsitzende des Historischen Vereins Alt Füssen, Magnus Peresson trug zuerst das entsprechende Kapitel aus der ältesten Fassung der Lebensbeschreibung vor. Sie stammt aus der Zeit um 980. Die Sprachwissenschaftlerin Dorothea Walz hat die im damaligen Kirchenlatein verfasste Legende ins Deutsche übertragen, in eine erstaunlich modern klingende Form. Diese also älteste Fassung kennt den Sprung des heiligen Magnus über den Lech nicht. Sie berichtet allerdings sehr ausführlich, wie sich am Lusalten die Geister der Luft mit den Dämonen des Lechs über den heiligen Mann beklagten, der sie schließlich mit der Hilfe eines Engels vertreiben konnte.

Erst in der Zeit um 1600 wird in den Aufschreibungen der Äbte Heinrich Ammann und Martin Stempfle über zwei Fußstapfen im Fels berichtet, die sich beiderseits des Lechs befanden. Der eine lag an der Stadtbleiche, heute unterhalb des Krankenhauses, der andere gegenüber an der Schwangauer Straße. Es finden sich dort auch vage Hinweise darauf, dass es auch am Lusalten ein Fußabdruck im Stein geben würde und dass die Füssener das sich darin sammelnde Schmelz- und Regenwasser als Arznei für allerlei Gebrechen verwendeten, ein uraltes, bis in megalithische Zeiten zurück reichendes, religiöses Ritual. Abt Martin Stempfle erkannte diese Zusammenhänge mit feinem Gespür und band es in die Legende des Heiligen ein, zuerst in einem Büchlein in lateinischer Sprache, sehr viel später auch in Deutsch. Der Abt konnte den Füssener Bürgermeister Jacob Braitt dazu bewegen, vor Weihnachten 1626 an den Fußstapfen ein Kreuz aus Schmiedeeisen zu setzen. Es steht dort bis auf den heutigen Tag und es war der Grund weshalb sich im Laufe der Zeit mit diesem Ort die Geschichte vom Sprung des Heiligen über den Lech untrennbar verwob. Im Oktober 1676 wurde nachweisbar mit dem Wasser aus dem Magnustritt ein kleines Kind von einer rätselhaften Krankheit geheilt. Um das Jahr 1720 war man in Füssen von der Heiligkeit des Ortes und dem wunderbaren Sprung des heiligen Magnus dermaßen überzeugt, dass der Kemptener Hofmaler Franz Georg Hermann in seinem Fresko die alte Fassung der Legende mit der neuen Zudichtung in einem Fresko festhielt. Das Bild zeigt deshalb zwei Szenen und gibt auf eigenartige Weise die Örtlichkeit der Sage wieder: Die Straße nach Tirol an der heutigen Kaminkurve, die enge Schlucht, im Hintergrund die Rote Wand am Schwarzenberg und die Schlicke. Im Vordergrund treibt Magnus mit dem Magnusstab wunderliche Geschöpfe in den Lech, während im Hintergrund ein Engel den von Feinden verfolgten Heiligen beim Sprung über die Schlucht zu helfen scheint.

So bestens vorbereitet wanderten die Alt Füssener Gruppe entlang der Via Claudia Augusta zum Lechfall und erstieg dort den Felskopf mit dem Magnustritt und der  Kreuzigungsgruppe aus massivem Eisenblech. Die fußförmige Felsschale war zwar trocken, doch war durch den Abrieb am Stein gut zu erkennen, von welcher Seite aus die Pilger mit der Hand das heilkräftige Wasser geschöpft haben müssen. Dabei entspann sich eine spannende Diskussion über heimische Sagen und ihre Herkunft aus jahrtausendealter Tradition und ununterbrochenen Ritualen.

Der Magnustritt, Fresko von Franz Georg Hermann aus Kempten in der Stadtpfarrkirche St. Mang. Im Vordergrund treibt der heilige Magnus mit seinem Stab Dämonen in den Lech. Im Hintergrund springt der von Heiden verfolgte Magnus mit der Hilfe eines Engels über die Lechschlucht.

Alt Füssen auf den Spuren der Via Claudia im Vinschgau

Zwei Schlösser und die „Sixtinische Kapelle“ der Alpen.

Seit 25 Jahren wandern Füssener Geschichtsfreunde jedes Jahr am 2. Samstag im Oktober auf der Via Claudia Augusta nach Süden. Soweit die antike Straße noch weitgehend erhalten ist, bis Mals im oberen Vinschgau, wurde sie in vielen Abschnitten zu Fuß zurück gelegt. Auf diesen Wanderungen wurden Burgen und Schlösser, archaische Kapellen mit seltsamen, heute weitgehend vergessenen Patronen wie Sisinius oder Medardus aufgesucht oder Kirchen und ein Kloster aus der Zeit Kaiser Karls des Großen – Müstair – besichtigt. Auf allen Abschnitten aber kam man an Häusern des ehemaligen Klosters St. Mang vorbei, die den jährlichen Fisch- und Weintransporten zwischen Füssen und Lana als Quartier gedient hatten.

In diesem Jahr galt das Interesse zwei Schlössern, deren Baugeschichte derjenigen des Hohen Schlosses in Füssen ähnelt: Aus bescheidenen Anfängen in der Zeit der späten Romanik stammend entwickelten sie sich durch An- und Aufbauten zu eindrucksvollen Anlagen. Mit den Zubauten reagierten die Burgherren auf die stets fortschreitende Wehrtechnik und sie bedienten damit auch das Streben nach Repräsentation.

Der erste Besuch galt Kastelbell, dem schönen Schloss. Es wirkt nach außen sehr  wehrhaft, es wartet im Innenhof mit bühnenhaften Fassaden auf und prunkt im Inneren mit Vertäfelungen aus der Renaissance. Beeindruckt waren die Füssener vor allem durch die Küche mit ihren gewaltigen Rauchabzug und der originalgetreu rekonstruierten Einrichtung über dem offenen Feuer.

Das zweite Schloss war Goldrain, heute eine Bildungsstätte, dessen Wirkung Kastelbell entsprach. Hier wurde an zwei langen Tischen das gemeinsame Mittagsmahl eingenommen.

Höhe- und Endpunkt der Exkursion war schließlich die hochgelegen Kirche

St. Stephan am Eingang des  Tales, die einen steilen Anstieg erforderte. Die bis auf den letzten Zentimeter meisterhaft bemalten Wandflächen zeigen unter anderem die Lebensgeschichte des heiligen Stephanus, des ersten Märtyrers. Verschiedene Hände waren an der ungewöhnlichen Bilderwelt beteiligt, mitunter erkannte man auch italienische Einflüsse. Ein heimischer Forscher will unter den zahllosen Kritzeleien in der Apsis die Initialen Albrecht Dürers erkannt haben. Die Teilnehmer erlebten wie gewohnt einen sonnigen Tag voller wertvoller Erkenntnisse. Auch im nächsten Jahr sollen die Via Claudia Augusta – Exkursionen fortgesetzt werden.

    Alt Füssen befasst sich mit der Schönheit alter Häuser und aktuellem Städtebau

    Eine ansehnliche Schar interessierter Füssener hatte sich zu einem Spaziergang eingefunden, der einigen außergewöhnlichen Gebäuden unserer Stadt gewidmet war. Zwei davon hatte der noch für König Ludwig II. tätig gewesene Architekt Eugen Drollinger in den Jahren um 1910 gebaut. Schon 1904 war unter seiner Federführung Schloss Bullachberg entstanden, in Füssen kam wenig später die Villa Hofman am heutigen Kaiser Maximilian – Platz hinzu, 1912 der Pfarrhof für die evangelische Gemeinde.

    Der Stil dieser dem Jugendstil angehörenden Häuser prägten für das südliche Bayern die Brüder Seidel in München. Man versuchte damals, Gebäude bei aller Eigenständigkeit möglichst sensibel in ihren städtebaulichen Zusammenhang oder in die sie umgebende Natur einzufügen. Dieses Bestreben führte im Falle der Villa Hofmann dazu, dass die Nachbarschaft zum Pulverturm zu einem Erker inspirierte oder die Dachform mit Krüppelwalm gut mit der Dachlandschaft der Altstadt oder den Bergen im Hintergrund korrespondierte.

    Der evangelische Pfarrhof milderte mit seinen hervorragend gestalteten Fassaden das damals etwas zu sehr an eine Burg erinnernde Aussehen der benachbarten Kirche.

    Beide, Kirche und Pfarrhof und der Hofraum mit seinem Baumbestand bilden heute ein stimmiges, schützenswertes Ensemble. Es besteht derzeit die Gefahr, dass seine Wirkung und sein städtebaulicher Rang durch ein überdimensioniertes Bauvorhaben auf dem Grundstück gegenüber entwertet wird. Der geplante Bau würde mit vier Vollgeschoßen alle bestehenden Bauten in der Umgebung überragen und damit die städtebauliche Wirkung des Quartiers in erheblichem Maße stören. Die kubistischen Baumassen würden aber auch Pfarrhof und Kirche regelrecht verschwinden lassen. Wie zu hören war hat der Stadtrat das Baumonster positiv beschieden.

    Der Historische Verein Alt Füssen würdigte ein einmaliges Wohnquartier
    in der Ziegelwies

    Die langen Sommerabende nützend hat der Historische Verein Alt Füssen mit seinen Mitgliedern und interessierten Bürgern einen Spaziergang in die Ziegelwies unternommen. In dem ob seiner Schattenlage ursprünglich nicht besiedelten Teil der Stadt wurde in den1920er Jahren eine bis auf den heutigen mustergültige Siedlung mit hohem Wohnwert errichtet. Entsprechend dem von England her sich ausbreitenden Ideal der Gartenstadt hat der damalige Architekt und Stadtbaumeister Hans Rüther gesunde Wohnungen für städtisches Personal geschaffen. Die Stellung der Gebäude zueinander, die Gestaltung der Fassaden, auch der Bau von verbindenden Hofmauern und rundbogigen Durchfahrten besitzen eigentlich Denkmalcharakter. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege konnte allerdings – warum auch immer und seltsam genug – die Schutzwürdigkeit nicht erkennen.
    Die Wohnungen besitzen alle einen ausgezeichneten Grundriss, damals schon mit eigenem Bad und eigenem WC, zu jeder Wohneinheit gehört ein Gartenanteil (als Nutzgarten angelegt und teilweise bis heute so genutzt) und eine Holzlege. Eingedenk der Lage im Schatten des Schwarzenberges orientieren sich die Wohnungen nach Süden und Westen, zur Bauzeit war der Blick auf den nahen Lech noch möglich. Obwohl die Stadt die Anlage immer stiefmütterlich behandelt, d. h. wenig zum Unterhalt beigetragen hat, waren es die Bewohner, die oft mit großem Einsatz die Wohnqualität bewahrt haben. Seit Jahren werden nun immer neue Überlegungen angestellt, wie man mit dem Ensemble verfahren sollte, mitunter erinnern die auch in öffentlichen Sitzungen diskutierten Überlegungen eher an Monopoly – Spielereien denn an sinnvolle Lösungen. Der durchgeführte Architektenwettbewerb zu einer sogenannten „Verdichtung“ der Siedlung hätte nicht nur zu einer Verschlechterung des Bestandes geführt, auch die in den Bestand gequetschten, überdimensionierten Neubauten hätten keinerlei Wohnqualität erhalten.
    Dir Teilnehmer des Spazierganges schlossen sich der Meinung der Stadträte
    Dr. Christoph Böhm und Magnus Peresson an, die Stadträte mögen zuerst den außerordentlichen städtebaulichen Wert der Siedlung erkennen und daraus die richtigen Schlüsse zum Vorteil eines städtischen Besitzes und eines bedeutenden kulturellen Erbes ziehen.

    Umstrittene Planungen für den Bereich unter dem Franziskaner Koster

    Anlässlich eines vom historischen Verein Alt Füssen anberaumten Ortstermines
    am Franziskanerkloster mit gutem Blick auf das umstrittene Anwesen Floßergasse
    hat Herr Felix Futschik im Füssener Blatt ausführlich berichtet. Während der Erläuterungen der beiden Stadträte Böhm und Peresson bezüglich ihrer Ablehnung der von der Stadt gewünschten Wohnanlage mit bezahlbarem Wohnraum, war nicht mehr Zeit, die Vorstellungen des Vereins Alt Füssen vorzutragen.

    Vorschlag zur städtebaulichen Behandlung des Grundstücks zwischen Franziskanerkloster und Floßergasse, eines nacheiszeitlichen Kehrwassers des Lechs:

    Grundsätzlich Erhalt des Ensembles

    Fachgerechte Restaurierung der Gebäude, d.h. das ehemalige Wohnhaus Paulus
    und die angebauten Nebengebäude mit Koks- und Kohlebunker, die mittlerweile ein zeitgeschichtliches Denkmal sind und deshalb in die Denkmalliste eingetragen werden müssen. Besonderes Augenmerk ist dabei auf das in hohem Maße qualitätvolle Bruch- steinmauerwerk an der Südseite des Nebenhauses zu richten, an den Hangfuß des Kirchenfelsens von St. Stephan stoßend.

    Bemerkung: Das Geschoß über den Kohlebunkern bietet Raum für ein bis zwei
    Wohneinheiten. Der Dachstuhl wurde in jüngerer Zeit erneuert.

    Wiederherstellung der mittlerweile ruinösen Terrassengärten mit ihren qualitätvollen Trockenmauern und den Steintreppen.

    Revitalisierung der Steilhänge unter den Klosterbauten im Sinne der früheren Nutzung (bis vor etwa 20 Jahren) mit Bäumen heimischer Obstarten.

    Empfehlung: Abbruch der wohl erst in den 50er Jahren erbauten Grenzgarage;
    damit würde das Gelände eine angemessene Zufahrt erhalten.

    Empfehlung: Den von FTM kreierten, sogenannten „Quaglioblick“ dorthin verlegen,
    wo Domenico Quaglio seine berühmte Ansicht von Füssen wirklich
    gezeichnet hat, an die Treppe hinunter zum Bleichertörle.
    Dafür muss der bestehende Saum aus Fichten gelichtet und durch
    eine niedere Bepflanzung mit Laubgehölzen ersetzt werden.

    Bemerkung: Der aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangene Siegerentwurf
    mit seiner sehr modernen Formensprache würde das Bild der Altstadt,
    besonders aber die Wirkung vom Komplex von St. Stephan erheblich
    beeinträchtigen. Die Gebäudegruppe wäre aber aus verschiedenen
    rechtlichen Gründen (BayBO, Abstandsflächen, Statik von St. Stephan)
    nicht genehmigungsfähig.